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Epilepsie

Spezialbereiche Epileptologie

In den industrialisierten Ländern leidet knapp 1% der Bevölkerung an Epilepsie. Bei Epilepsie – es gibt dafür viele ursächliche Erkrankungen – treten epileptische Anfälle wiederholt und nicht provoziert auf. Epileptische Gelegenheitsanfälle hingegen, die in bis zu 10% der Bevölkerung auftreten, besitzen ein geringes Risiko der Wiederholung und sind häufig durch externe Gegebenheiten provoziert. Somit sind Gelegenheitsanfälle nicht Ausdruck einer Epilepsieerkrankung und bedürfen häufig auch keiner weiterführenden Therapie. Wichtig ist ebenfalls die Abgrenzung von anfallsartigen, nicht epileptischen Störungen, die ein ähnliches Erscheinungsbild wie epileptische Anfälle haben und deshalb häufig fälschlicherweise als Epilepsie diagnostiziert und mit Antiepileptika behandelt werden.

Die Abklärung von epilepsieverdächtigen Störungen mittels modernster Diagnostik und Einleiten der optimalen Behandlung sind Schwerpunkt unserer klinischen Tätigkeit. Unsere Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten entsprechen modernsten technischen Standards und fachlichen Erkenntnissen und werden sämtlich zweisprachig – deutsch/französisch – angeboten. Im Vordergrund unserer ambulanten und stationären Behandlung steht eine „integrative Epilepsie-Therapie“, bei der nicht nur Medikamente verordnet werden, sondern der Patient mit seiner sozialen und funktionellen Situation wahrgenommen wird und die persönlichen Ressourcen individuell gestärkt werden. Dazu gehört auch die Initiierung einer wohnortnahe weiterführenden Therapie und Betreuung. In diesem Zusammenhang spielen oft auch psychologische und berufliche Fragen eine zentrale Rolle.

Seit über hundert Jahren leistet die Rehaklinik Tschugg, als älteste Epilepsieklinik der Schweiz, einen Beitrag zur Behandlung und Vertiefung der Kenntnisse dieser Krankheit. Wichtig ist dabei auch die gute Vernetzung mit unseren Rehabilitationsabteilungen und dem Parkinson-Zentrum. Des Weiteren arbeiten wir eng mit der Abteilung Epileptologie am Inselspital zusammen, insbesondere im Rahmen prächirurgischer Abklärungen.

  • Menschen, bei denen unklare anfallsartige Störungen auftreten
  • Menschen, bei denen nur der Verdacht besteht, an Epilepsie erkrankt zu sein, und bei denen trotz Therapie weiterhin Anfälle auftreten
  • Menschen, die an Epilepsie erkrankt sind und bei denen die Art der Anfälle unklar ist
  • Epilepsiekranke, die trotz Therapie mit Antiepileptika weiterhin Anfälle haben
  • Epilepsiekranke, die Probleme mit der Einnahme der Antiepileptika haben und unter Nebenwirkungen leiden
  • Epilepsiekranke, die Schlafprobleme haben
  • Epilepsiekranke, die an Epilepsiechirurgie und Vagusnervstimulation denken
  • Epilepsiekranke mit schwerer Epilepsie und/oder Mehrfachbehinderung, die dauerhaft auf Betreuung angewiesen sind.
  • Menschen, bei denen die Epilepsie negative soziale Auswirkungen hat oder bei denen die soziale Situation Anfälle begünstigt
  • Menschen, die aufgrund ihrer Epilepsie Probleme am Arbeitsplatz haben
  • Menschen, die eine ganzheitliche individuelle Behandlung ihrer Epilepsie unter Einbezug der oben erwähnten Möglichkeiten wünschen

In unserer Klinik in Tschugg besteht die Möglichkeit der ambulanten Behandlung, die auch kurzfristig erfolgen kann. In der Regel erfolgt die Einweisung über den Haus- oder Spezialarzt, aber auch eine direkte Anmeldung ist möglich. Eine kontinuierliche langjährige Betreuung durch einen Spezialarzt für Neurologie wird auf Wunsch ermöglicht.

Neben der klassischen EEG-Diagnostik können in unserem Neurophysiologischen Labor Langzeit-EEG-Ableitungen vor allem auch stunden- oder tagelange Telemetrien (EEG-Ableitung mit gleichzeitiger Videoüberwachung des sich frei im Raum bewegenden Patienten) durchgeführt werden, ggf. auch nachts mit Polygraphieparametern. Eine differenzierte Untersuchung des Nachtschlafs und der Tagesschläfrigkeit ist bei uns möglich.
Die Indikation für diese Untersuchungen muss von einem Arzt gestellt werden, eingehende Aufklärung durch den Arzt und das Einverständnis des Patienten sind Voraussetzung.

Weitere Therapien in der Neuropsychologie, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie sowie Beratungen in der Sozialberatung sowie eine Anbindung an die Aktivitäten in den Werkateliers sind möglich. In der Regel erfolgt die Zuweisung durch unseren Ambulanzarzt, bzw. den Haus- oder Spezialarzt.

Der Grund für einen stationären Aufenthalt in unserer Klinik kann eine wenigtägige, intensive Tag- und Nacht-Diagnostik auf der Station und im Neurophysiologischen Labor sein. Bei komplexeren Fällen können längere, sogar mehrwöchige stationäre Aufenthalte indiziert sein. Auch auf der Station besteht – nach Absprache mit dem Patienten – die Möglichkeit der kontinuierlichen Überwachung mit Video und EEG, um anfallsartige Ereignisse auch ausserhalb des Neurophysiologischen Labors zu erfassen. Die Aufnahmestation ist eng mit dem Neurophysiologischen Labor vernetzt, wo neben Standard- und Langzeit-EEG-Ableitungen vor allem auch stunden- oder tagelange Telemetrien (EEG-Ableitung mit gleichzeitiger Videoüberwachung des sich frei im Raum bewegenden Patienten) durchgeführt werden. Bei Bedarf auch nachts mit Polygraphieparametern, denn nicht selten werden nachts auftretende Schlafstörungen (Parasomnien) mit epileptischen Anfällen verwechselt. Ferner kann die differenzierte Abklärung des bei Epilepsiekranken oft beeinträchtigten Nachtschlafs notwendig sein. Die epilepsiespezifische ganzheitliche Diagnostik und Therapieangebote, ggf. mit individuell angepasster Tagesstruktur, sind hier sehr wichtig und auch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten, Pflege und Therapien spielen dabei eine wichtige Rolle. Ziel des Klinikaufenthaltes sind eine Kontrolle der Anfallstätigkeit und durch die integrativ ausgerichtete und individuell angepasste Therapie eine Steigerung der Lebensqualität.

Neben der Beeinflussung der Anfälle durch Medikamente und andere Massnahmen (inkl. Selbstkontrollstrategien) evaluieren wir die Möglichkeiten operativer Massnahmen im Rahmen von Epilepsiechirurgie – nicht invasive Abklärungen der Phase 1 werden bei uns durchgeführt - und zur Vagusnervstimulation. Dabei erfolgt eine multidisziplinäre Vorstellung und Diskussion der Patienten im Rahmen der prächirurgischen Epilepsiekonferenz des Epilepsiechirurgischen Zentrums Bern/Basel.

Die stationäre Behandlung aller Versicherungsklassen ist bei uns gewährleistet. Halb- und privatversicherte Patientinnen und Patienten sind in Einzel/Zweier-Zimmer untergebracht. In der Regel erfolgt die Zuweisung über den Haus- oder Spezialarzt. Nach Absprache mit den Patientinnen und Patienten kann abhängig von der Indikation für die stationäre Behandlung auch eine neuropsychologische Abklärung und psychologische/psychotherapeutische Begleitung stattfinden. Bei Bedarf wird auch die Sozialberatung in den Behandlungsprozess miteinbezogen. Physiotherapie, Ergotherapie und und Kunst und Aktivierungstherapie können weitere Bestandteile unserer integrativen Behandlung sein.

Kontakt

Dr. med. Rebekka Zimmermann, Leitung Epileptologie Fachärztin für Neurologie
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