Spezialbereich Neurologische Rehabilitation

Eine Schädigung von Gehirn, Rückenmark oder der peripheren Nerven kann zu einem Verlust der körperlichen Integrität und Selbstständigkeit sowie zu psychosozialen Problemen führen. Unser engagiertes, erfahrenes und gut eingespieltes Team unterstützt unsere Patientinnen beim Erreichen der grösstmöglichen Lebensqualität und führt sie wieder in ihren Alltag zurück.

Während der ersten drei bis sechs Monate nach einer akuten neurologischen Erkrankung zeigt das Nervensystem sein grösstes Erholungspotenzial. Insbesondere sollten Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma, cerebrovaskulärem Insult (Schlaganfällen), Hirnblutung, Status nach einem operativen Eingriff am Gehirn/Rückenmark oder mit einem Guillain-Barré-Syndrom möglichst früh rehabilitiert werden.

Aber auch in einer späteren Krankheitsphase kann bei obigen Krankheitsbildern eine neurorehabilitatorische Intervention von wenigen Wochen sinnvoll sein, um erworbene Fähigkeiten zu erhalten und zu erweitern. In der Regel führt dies zu einer Verbesserung der Lebensqualität und Stabilisierung der psychosozialen Situation. Dies trifft auch für Patientinnen mit einer angeborenen oder degenerativen Beeinträchtigung der neuromuskulären Funktionen zu.

Jedes Jahr erleiden bis zu 15'000 Personen in der Schweiz einen Schlaganfall, wobei ein Viertel als Folge davon nicht mehr selbstständig leben kann. Trotzdem besteht heute die Chance, das Risiko und das Ausmass einer Behinderung nach einem Hirnschlag zu vermindern. Massnahmen in der akuten Phase (in den ersten Minuten und Stunden) bis hin zu Jahre später, sind hierfür hilfreich. Die Rehabilitation ist eine dieser Massnahmen. Sie ist wissenschaftlich anerkannt und wird in allen modernen nationalen und internationalen Behandlungsrichtlinien für Schlaganfälle empfohlen. Die zur Verfügung stehenden Instrumente und Methoden sind zahlreich: z.B. integrierte Rehabilitationskonzepte wie die kognitive Rehabilitation oder die „constraint-induced“-Therapie, der Einsatz von Hilfsmitteln inklusive „robots“, Behandlung mit Botulinum-Toxin und andere medikamentöse und nicht medikamentöse medizinische Möglichkeiten. Entscheidend ist aber vor allem ein mit dem Krankheitsbild vollständig vertrautes Rehabilitationsteam aus Spezialisten verschiedener beruflicher Herkunft wie Ärzte, Pflegefachpersonen, Therapeuten (unter anderem Physio- und Ergotherapeuten, Neuropsychologen, Logopäden) und Sozialarbeiter. Dieses interdisziplinäre Team arbeitet mit einer Zielsetzungsorganisation, welche die spezifischen Bedürfnisse eines jeden Patienten ins Zentrum stellt. Die Rehaklinik Tschugg bietet seit vielen Jahren eine solche professionelle Rehabilitation mit verschiedenen etablierten Behandlungsmethoden an.

Eine intensive neurorehabilitatorische Behandlung kann den Krankheitsverlauf der Multiplen Sklerose positiv beeinflussen. Zudem hat sich gezeigt, dass eine begleitende intensive physikalische Therapie den positiven Effekt einer medikamentösen MS-Therapie oftmals begünstigt. So bieten wir u.a. Steroid, Tysabri, usw., unter ambulanten und stationären Bedingungen an. Die grosse Erfahrung unserer Ärzte mit diesem Krankheitsbild ermöglicht eine optimale medizinische und psychosoziale Beratung. Auch bei einem neurogenen Schmerzsyndrom kann eine ganzheitliche neurorehabilitative Behandlung sehr sinnvoll sein. Hierbei sind neben Wirbelsäulensyndromen insbesondere auch die Folgen nach Traumata und postoperative Beschwerden zu nennen. Ziel unserer Massnahmen ist, nebst der Schmerzreduktion eine adäquate Schmerzverarbeitung und eine bessere Einbindung ins soziale Umfeld zu erreichen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit einer Neurorehabilitationsklinik ist eine sehr gute Voraussetzung, um die komplexe Situation bei funktionellen Störungen zu evaluieren und zu verbessern.

 

  • Störung der Wachheit und des Bewusstseins: Die Behandlung erfolgt durch ein multiprofessionelles Team und es kommen motorische und sensorische Stimulationsverfahren zur Anwendung sowie auch medikamentöse Therapien. Ein besonderes auditives Stimulationsverfahren ist die Musiktherapie, da Musikempfindungen sehr tief in unserem Gehirn verwurzelt sind. Die Robotik hingegen stellt ein wichtiges Hilfsmittel bei der Mobilisierung und Vertikalisierung dar.

  • Neurologisch bedingte Schlafstörungen: Neben Medikamenten, welche möglichst nicht längerfristig gegeben werden sollten, stehen Beratungen durch Neuropsychologen und Ärzte zu Schlafgewohnheiten und Entspannungstechniken wie progressive Muskelrelaxation oder Qigong für die Behandlung im Vordergrund.

  • Denken, Konzentration, Gedächtnis: Unsere Neuropsychologen prüfen die einzelnen Gehirnfunktionen und leiten die spezifischen Behandlungen ein. In der Berufstherapie werden die spezifischen Anforderungen und Schwierigkeiten am Arbeitsplatz analysiert und gezielt geübt. Durch gezielte intensive Therapien und das Erlernen von Strategien können Hirnleistungen in den meisten Fällen relevant verbessert werden.

  • Sprache & Sprechen: Die Behandlung dieser sogenannten Aphasien (Störungen der Sprache) und Dysarthrie (Störungen des Sprechens) werden im Rahmen einer intensiven Logopädie durchgeführt. Obwohl diese Art von Problemen manchmal schwierig und langwierig zu behandeln sind, kann in den allermeisten Fällen eine Verbesserung und eine für den Alltag genügende Kommunikation erreicht werden. Dieses Ziel kann unter engem Einbezug von Angehörigen erreicht werden, in einigen Fällen können auch Hilfsmittel wie Sprachcomputer sinnvoll sein.

  • Schluckstörungen: Um die Ernährung weiter zu gewährleisten, kommen vorübergehend Nahrungssonden wie Nasogastral- oder PEG-Sonden zur Anwendung. Einige Patientinnen und Patienten in der Rehabilitation werden noch auf der Intensivstation mit einer Trachealkanüle versorgt um die Atmung aufrecht zu erhalten und die Luftwege durch Absaugen sauber halten zu können. Spezialisierte Logopäden, Pflegefachleute, Ärzte und die Ernährungsberatung arbeiten gemeinsam daran, die Patientinnen und Patienten stufenweise von Sonden und Trachealkanülen zu entwöhnen. So wird eine normale Atmung und Nahrungsaufnahme wieder möglich.

  • Lähmungen an Armen & Beinen: Grundsätzlich gilt: je früher und intensiver die Therapien nach einem Ereignis einsetzen, desto besser die Prognose. Aus diesem Grund arbeitet die Physiotherapie und Ergotherapie in der Rehaklinik Tschugg neben konventionellen Therapien auch mit dem Einsatz intelligenter Therapiergeräte, der sogenannten Robotik. Mit diesen Geräten können Patientinnen und Patienten früher nach einem Ereignis aus dem Spitalbett mobilisiert werden und die Intensität der Therapien bis zu einem Faktor 10 erhöht werden. Die Rehaklinik Tschugg ist Pionier in der klinischen Anwendung von Therapierobotik.

  • Spastik: Eine Verbesserung der Spastik kann häufig nur durch die Zusammenarbeit eines spezialisierten Spastik-Teams erreicht werden. Das Team besteht aus Ärzten und Fachpersonen aus Physiotherapie, Ergotherapie und physikalischer Medizin. Eine sehr bewährte Behandlungsmethode bei einer umschriebenen Spastik ist jene durch Injektionen mit Botulinumtoxin, welche in der Rehaklinik Tschugg durch ein spezialisiertes Team durchgeführt wird.

  • Gefühlsstörungen (Sensibilität) und Schmerzen: Die Gabe von Medikamenten bei neuropathischen Schmerzen ist in einer solchen Situation meistens nur ein Teil einer multidisziplinären Behandlung durch spezialisierte Physiotherapie, Physikalischer Medizin, Psychologie, Traditionell Chinesische Medizin (TCM), spezialisierten Ärzten (Neurologen, Psychiater) und Entspannungstechniken wie Qigong.

  • Blasen- und Darmprobleme, Kontinenzprobleme, sexuelle Dysfunktion: Durch ein gezieltes Blasentraining oder Stuhlgangtraining kann eine andauernde Inkontinenz, also der Verlust von Urin oder Stuhl in den meisten Fällen vermieden werden.

  • Geh- und Gleichgewichtsstörungen: In Ergänzung zur konventionellen Physiotherapie kann der gezielte Einsatz von Robotik zur Wiedererlangung der Mobilität einen wichtigen Beitrag leisten.

Mit einer individuellen Therapie steigen Ihre Chancen, rasch wieder gesund zu werden. Unsere vielseitig ausgebildeten Fachteams arbeiten interdisziplinär zusammen, um Ihre Fähigkeiten so weit wie möglich wiederherzustellen. Wo nötig, greifen sie dabei auf modernste Hilfsmittel zurück.

  • Physiotherapie und Ergotherapie: Unsere erfahrenen Teams sorgen dafür, dass Sie sich wieder leichter und freier bewegen können.

  • Logopädie: Falls Sie Mühe mit dem Sprechen oder Schlucken haben, erarbeiten unsere Fachleute ein spezifisches Therapieprogramm für Sie.

  • Neuropsychologie: Lassen das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit oder die Konzentration nach? Fällt es Ihnen schwer, Dinge zu planen? Unsere Fachleute klären ab, um ein kognitives Leistungsprofil zu erstellen und nehmen Stellung zur Arbeitsfähigkeit und Fahreignung.

UNTERSUCHUNGEN / INDIKATION

  • Elektroneurographie: (ENG)
    Sensible oder motorische Ausfälle mit v.a. peripheren Nerven- oder Nervenwurzelläsionen: radikuläre Ausfallssyndrome, Carpaltunnel-Syndrom, Sulcus-ulnaris-Syndrom, Druckneuropathien (z.B. bei Fallhand oder Fallfuss], hereditäre oder erworbene Polyneuropathien, ALS usw.

  • Elektromyographie: (EMG)
    Muskelschwächen oder -atrophien. Unterscheidung von neurogenen vs. myogenen motorischen Störungen; ggf. ergänzend zur ENG-Untersuchung.

  • Evozierte Potenziale: (SEP, VEP, AEP)
    Unterscheidung periphere vs. zentrale Störungen bei sensiblen Ausfällen, visuellen oder akustischen Störungen.

  • Ultraschall Hirngefässe:
    Ursachenabklärung bei TIA/CVI: v.a. atheromatös (extra- und transkraniell) bedingte Carotisstenose, Carotisdissektion, v.a. intrakranielle Gefässstenosen.

  • EEG, Telemetrie:
    Abklärung von anfallsartigen Störungen (tags und nachts), ggf. mit Provokationsmassnahmen.

  • Schlafpolygraphie:
    lnsomnien und Hypersomnien (z.B. Schlafapnoe, atypisches Restless-Iegs-Syndrom, atypisches Verhalten im Schlaf).

  • Multipler Schlaf-Latenz-Test:
    Unklare Tagesschläfrigkeit (z.B. Narkolepsie).

Unser Fachteam im Einsatz


Dank dem Fachwissen unserer Kaderärzte ist es uns möglich, bei Bedarf wichtige diagnostische Schritte durchzuführen und entsprechende Therapien einzuleiten. Durch den intensiven interdisziplinären Austausch zwischen den verschiedenen Klinikbereichen werden die Therapieziele den individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten der Patienten optimal angepasst.